15. Januar :
die Ferien beginnen stressig. Um Mitternacht chauffiert mich Warren vom Flughafen in Kapstadt ins Quayside Hotel in Simon's Town. Doch leider darf ich mich noch nicht ins Bett schmeissen, denn am Morgen früh startet ungeplant schon der erste Tauchgang (denn für die nächsten Tage ist schlechtes Wetter und viel Wind angesagt). Also richte ich meine Tauchausrüstung und baue meine Unterwasserkamera zusammen, bis ich dann um 2 Uhr früh endlich unter die Decke schlüpfen kann. Doch 4 Stunden später weckt mich schon der Wecker. Der Wind hat ziemlich aufgefrischt, aber wir fahren trotzdem zum Tauchplatz. Dick eingepackt in 7mm Neopren lassen wir uns auf den Boden sinken, die Sicht reicht etwa bis zur Nasenspitze (ca. 3m), 14 Grad warmes Wasser machen uns schon etwas zu schaffen, als wir uns den Weg durch den Kelp suchen. Aus dem Nichts, wie aus einer anderen Welt, tauchen plötzlich die prähistorischen 7-Kiemenhaie (oder Cowsharks) auf, ziehen an uns vorbei und verschwinden in der grünen Suppe wieder. Ich bin mit meiner Kamera hoffnungslos überfordert: alles ist falsch eingestellt, kein Handgriff sitzt, das Resultat ist für die Mülltonne. Aber langsam bessern sich die Bilder. Hoffentlich klappt's dann beim nächsten Besuch bei den 7-Kiemern etwas besser. Die Robben machen einfach viel Spass mit ihrem Spieltrieb, aber für ein gutes Foto sind sie im Moment noch etwas zu schnell und ich noch zu ungeübt. Zurück auf dem kleinen schaukelnden Boot fühlt sich der Magen etwas "gereizt" an, aber zum Glück ist jetzt Schluss für heute. Ganz entspannt geniesse ich am späteren Nachmittag die kleine Pinguinkolonie an der Bolders Beach.
16. Januar:
Es hat die ganze Nacht geregnet und ist ziemlich kühl. Warren von den Shark Explorers nimmt mich mit auf eine wunderschöne Erkundungsfahr zum Kap der guten Hoffnung und der Küste nach an den Fuss des Tafelberges und zu unzähligen wunderschönen Aussichtspunkten. Wow, diese Gegend ist überwältigend und die Sonne zeigt sich auch immer mehr. Eine Straussen-Gang treibt sich am Strand herum, ich mit der Kamera hinterher. War ich wohl etwas zu nah am Straussenbaby? Die Mutter sieht mich fauchend an, reisst ihren Schnabel auf und beginnt auf mich zuzulaufen. Mir wird ziemlich unwohl, aber ein dort parkender Car fährt dazwischen, mit dem will es die Straussenmutter nicht aufnehmen. Zum Zmittag gibt's Fish'n Chips, war gar nicht so schlecht! Entlang an wunderschönen Stränden, mit und ohne Surfern, geht's wieder zurück nach Simon's Town, immer untermalt von spannenden Geschichten über den weissen Hai. An, jedem "gefährlichen" Strand schaut ein "Sharkspotter" von oben herab und sucht nach dunklen Schatten im Wasser, um den Surfern und Schwimmern etwas Sicherheit zu geben.
17. Januar:
Heute wird's gemütlich: wir besuchen den botanischen Garten von Kirstenbosch am Fuss des Tafelbergs. Eine wunderschöne Oase mit Pflanzen aus ganz Südafrika, Vögel ... und einem Restaurant, wo feine Burger auf uns warten.
18. Januar:
Endlich starten wir unseren ersten Trip zu den Blauhaien. Vom Kap der guten Hoffnung brettern wir noch 2 Stunden ins offene Meer hinaus, durch ziemlich hohe Wellen, Dies verkraftet mein Magen nicht und schon bald stehe ich an der Reeling und füttere Fische. Es braucht massive Überwindung, um trotzdem noch in den engen Tauchanzug zu steigen. Aber die Mühe lohnt sich: gegen 20 Blauhaie umkreisen uns während mehr als 1 Stunde. Von hinten und von vorne schwimmen sie auf uns zu, teilweise auch in uns hinein. Vor allem an den Blitzen versuchen sie immer wieder ihren Kopf zu reiben, wie wenn es sie dort juckt. Zwischendurch schwirrt ein grosser Gelbflossen-Thunfisch herum. Genial! Auf dem Heimweg statten wir den 7-Kiemenhaien einen weiteren Besuch ab. Die Sicht ist extrem schlecht, aber langsam kriege ich meine Kamera besser in den Griff. Die 7-Kiemenhaie sind massiv grösser als die Blauhaie und zeigen überhaupt keine Scheu vor uns Eindringlingen. Mal schauen, was der morgige Tat bringt. Die Windprognosen deuten auf einen tauchfreien Tag hin. Ist aber nicht weiter tragisch, nach einem solchen Tag.
19. und 20. Januar:
2 Tage kübelt es jetzt schon mit 8Bf, an Tauchen ist leider nicht zu denken. Also besuchen wir heute den Tafelberg, bei strahlendem Sonnenschein. O Wunder, Kapstadt ist völlig windstill, die Sonne brutzelt mit 30 Grad und die Aussicht vom Tafelberg, einem der 7 Naturweltwunder der Erde, ist unvergleichlich. Knapp 30 km südlich, in Simon's Town, bläst aber auch am Abend immer noch der Starkwind. Was wird wohl morgen?
21.Januar:
Was macht wohl der Wind? Er gibt wieder richtig Vollgas. Wir versuchen's einmal auf der anderen Seite der Halbinsel. Dort sind wir etwas windgeschützter, dafür ist nicht so viel zu sehen und das Wasser saukalt (8 Grad). Den 2. Tauchgang machen wir direkt im geschützten Hafen, auf der Suche nach Kleintieren, der Spass hält sich aber in Grenzen. Wenigstens tönt der Wetterbericht für die nächsten Tage etwas besser, lassen wir uns überraschen.
22. Januar:
der Wind ist kurzzeitig eingeschlafen, so schaffen er es wieder einmal zu den Kelpwäldern mit den 7-Kiemenhaien. Die Sicht mit nur etwa 2 Meter macht die Begegnungen ziemlich spannend: aus dem Nichts taucht plötzlich einer der Riesen auf, gleitet an uns vorbei und verschwindet wieder im grünen Nichts. Eine starke Dünung schwingt uns hin und her, immer mit der Gefahr, in einem Seeigel zu landen. Fotografieren wird zum Glücksspiel.
23. Januar :
der Wind ist leider wieder da! Zum Höhepunkt wird das Rindsfilet mit Pfeffersauce im Dixies, das mir Warren empfohlen hat, herrlich. Draussen herrscht eine gespenstische Stimmiung: die sturmgepeitschte Bucht wird von dichtem Nebel überzogen. Wenigstens ändert sich mal etwas am Wetter
24. Januar:
ich erwache um 2 Uhr morgens und höre nichts, kein Pfeifen des Windes, kein Rauschen der Wellen. Der Wind ist tatsächlich eingeschlafen. Aber freue Dich nicht zu früh, am Morgen kann alles wieder anders aussehen. Doch das Meer bleibt recht ruhig, also auf zu den Blauhaien. Die Tabletten, die mir Monique empfohlen hat, wirken Wunder, der Magen rebelliert nicht mehr. Auf dem Weg zeigt uns ein Pottwal für ein paar Minuten seinen Rücken neben dem Boot. Keine 5 Minuten nach Ankunft erscheinen schon die ersten Blauhaie unter dem Boot. Am Schluss umkreisen uns etwa 30 neugierige wunderschöne Haie und sorgen dafür, dass unser Adrenalinspiegel rapid ansteigt. Die wichtigste Regel beim Tauchen mit Blauhaien: sobald Dich ein Hai anstubst, musst Du ihn sofort wegschieben, sonst könnte ein Testbiss folgen. Nach diesem genialen Erlebnis beschliesse ich, den Umzug nach Kapstadt noch einen Tag zu verschieben, die Prognosen deuten auf einen weiteren windarmen Tag hin.
25. Januar:
Dies ist definitiv der letzte Tag in Simon's Town. Zum Abschluss zeigt sich der Wind nochmals von seiner besten Seite: nämlich gar nicht! Also nichts wie raus, am Kap der guten Hoffnung vorbei, 50km südwärts. Der Meeresboden liegt ca. 400m unter uns. Aber die Blauhaie bleiben aus. Sardine um Sardine wird im Wasser verteilt, aber Freude daran zeigen nur die Möven, die scharenweise hinter unserem Boot herfliegen und sich an der leicht erbeuteten Nahrung erfreuen. Nach einer Stunde geben wir auf und suchen uns einen neuen Platz im offenen Meer. Unerwartet erscheint plötzlich der Schatten eines Makohais unter dem Boot. Mit seiner Geschwindigkeit kann kein anderer Hai mithalten. Da er aber normalerweise sofort verschwindet, wenn er Taucher in Vollausrüstung entdeckt, wagen wir uns mit der Schnorchelausrüstung ins Wasser. Der Mako ist extrem neugierig, schwimmt langsam auf uns zu und ca 1m vor uns beschleunigt er von 0 auf 100. Dabei zeigt er uns immer sein furchterregendes Gebiss. Ich verstecke mich hinter meiner Kamera, die Aufnahmen sind reine Zufallsprodukte, die innere Ruhe fehlt in diesem Moment. Diese Begegnung werde ich nicht so schnell vergessen. Irgendwann verzieht er sich dann wieder, zurück bleiben einige Blauhaie, die zwischenzeitlich auch auf die Fischreste gestossen sind. Was für ein Abschluss eines Tauchtrips, der am Anfang vom Winde verweht wurde, am Schluss aber noch für soviele Höhepunkte sorgte.
Schweren Herzens verabschiede ich mich von Nina, Monique, Martin, Steff, Brocq und Warren, die sich für uns abrackerten und uns soviele herrliche Erlebnisse in dieser doch ziemlich rauhen Gegend ermöglichten.
Ich ziehe jetzt nach Kapstadt um. Damit endet nun mein Tagebuch. Vielleicht werde ich noch ein Weingut besuchen. Dann freue mich wieder auf zuhause.