Ein Traum geht in Erfüllung. Wir werden nun ein halbes Jahr lang in "Down Under" den Känguruhs und Koalas nachstellen, den Krokodilen ausweichen, Freunde besuchen, am Lagerfeuer den australischen Wein geniessen, unsere Tauchkenntnisse auffrischen, weit weg von jeder Stempeluhr und Grossstadt-Hektik. Wir reisen also einmal rund um Australien, mit einem Abstecher nach Tasmanien.
Die Überfahrt durch die berüchtigte Tasman Sea nach Hobart kann uns nichts anhaben, vielleicht hat uns auch der traumhafte tasmanische Wein auf der Fähre genug abgelenkt (Tip: Wein vom Moorilla Estate). Vorbei sind die ersten "Hängertage", jetzt müssen die Wanderschuhe daran glauben, wir machen uns auf die Socken von Lake St.Clair nach Craddle Mountain, einer 5-tägigen Wanderung in der Wildnis Tasmaniens. Pünktlich zum Start zeigt sich die Sonne, wenn auch nur für einen Tag. Eine Tigerschlange (ziemlich giftig) macht ihren Kopf flach, in Kobra-Manier, und zischt uns an. Bald schon haben wir uns an den Nieselregen gewöhnt. Die Hütten, jeweils am Ende einer Tagesetappe, sind gut besucht, vor allem aber liegt so ein Geruch von getragenen feuchten Socken in der Luft. So ziehen wir es vor, unser Zelt aufzustellen und wenigstens bei guter Luft nass zu werden. Diese Hütten verfügen über keine WCs, dafür aber über eine Schaufel. Wer also muss, der schnappt sich einfach den Spaten, gräbt sich eine Mulde, füllt sie und macht den Deckel wieder drauf. Rauf und runter führt der Weg, durch Regenwald, an herrlichen Wasserfällen vorbei, auf Berge mit wunderschöner Vegetation, immer begleitet vom Plätschern des Regens. Wir begegnen vielen anderen Wandervögeln aus der ganzen Welt. Die Hütte vor der letzten Etappe hat soviel Charme, ist umgeben von kleinen Känguruhs und ist praktisch leer. Freuen wir uns also auf eine Nacht im Trockenen. Ein Ire, gerade mal 1 Tag unterwegs, fragt uns nach einem Kocher. Er hat zwar Reis dabei für die ganze Wanderung, aber ohne Brenner nützt ihm das nicht allzu viel, ein komischer Kauz. Ich habe mir einen Mars-Stengel bis zum letzten Tag gespart und freue mich riesig auf dieses Dessert. Ein Rascheln in der Nacht lässt mich ab und zu aufwachen. Als ich dann am Morgen meinen Rucksack öffne, liegen da überall kleine Fetzen von WC-Papier, der Mars-Stengel ist angeknabbert, von einer kleinen frechen Maus! Zu einem Höhepunkt wird der Zeltplatz am Ende der Wanderung: wir kriegen Besuch von kleinen Pademelons (ganz kleine Känguruhs) mit Babys und einem schwarzen Wombat, der nicht mehr von unserer Seite weichen will.
Die eigentliche grosse Herausforderung liegt aber noch vor uns. Nach einer kurzen Erholung im "Italien' Tasmaniens, dem Freycinet Nationalpark im Osten, zwängen wir uns in ein kleines Flugzeug, das uns in heftigen Tubulenzen zum Start des South-West-Trails ausfliegt. Verpflegung für 2 Wochen und natürlich die Fotoausrüstung drückt uns in den sumpfigen Boden. Der Track führt uns der Küste entlang, Berge hoch und runter, tief in den Regenwald. Morast und überall umgestürzte Bäume, die es zu umklettern gilt. Sturmwinde, die uns beinahe vom Weg pusten, zeigen uns schonungslos unsere Grenzen auf. Der Name einer kleinen verlotterten Hütte nach der Überquerung der Ironbound Range, "dead man's bay", spricht für sich. Ab und zu verzieht sich eine Tigerschlange widerwillig von ihrem Ruheplatz auf unserem Pfad. Wir begegnen nur einem menschlichen Wesen, einem etwas verrückten Australier, der sich barfuss durch den Dschungel kämpft. Unglücklicherweise endet dieser Trip für meinen Bruder 2 Tage zu früh, zuerst im Helikopter, dann im Spital. Eine Diskushernie verhindert jede Bewegung, nicht einmal mehr Kriechen funktioniert. Zum Glück passiert das direkt am Strand, einem idealen Landeplatz für den Heli.
Unsere Füsse haben wir jetzt genug geschunden, die aufgelösten Schuhe können wir entsorgen. Jetzt sind die Autoreifen gefordert. Nach einem ungewollten Kontakt mit einem riesigen Buschfeuer - über Hunderte von Kilometern zeigt sich die Sonne nur noch hinter einem grauen Schleier - ziehen die 12 Apostel an uns vorbei. Die Nullarbor-Ebene will nicht enden. Schon eindrücklich: hunderte von Kilometern ohne eine einzige Kurve. Nach über 2500 km Fahrt erwartet uns eines der Schmuckstücke Australiens, die Westküste. Ungebremst donnern 10m hohe Wellen in Margaret River an die Küste. Unser kleiner Johnson Weinführer meint, der Pinot Noir von Moss Wood habe 5 Sterne verdient, also nichts wie hin. Der Besitzer, Keith Mugford, führt uns persönlich durch die Keller, lässt uns direkt aus dem Fass degustieren und schenkt uns am Schluss eine Flasche seines besten Weins. Einfach himmlisch, wie der Wein schmeckt, vor allem in dieser Umgebung. Durch schneeweisse Sanddünen pflügt sich unser Mitsubishi 4WD Richtung Norden. Wir weichen einem kleinen stacheligen Ast mitten auf der Strasse aus, um aber sofort anzuhalten, denn der Ast hat sich bewegt. Er entpuppt sich als Thorny Devil. Dieser kleine Dornenteufel stand zuoberst auf unserer Wunschliste. In Monkey Mia begrüssen uns die Delfine, in Coral Bay bilden wir uns tauchtechnisch weiter, auf einem herrlichen Zeltplatz direkt am Strand mit einem Hausriff für uns allein.
Die Regenzeit im Norden neigt sich dem Ende zu. Zum Glück, denn sonst würden wir eine der schönsten Strassen verpassen : die Gibb River Road. Nicht asphaltiert schlängelt sie sich durch die Kimberleys im Nordwesten Australiens, taucht ein in unzählige Flüsse, vorbei an wunderschönen "Rock Pools" mit idyllischen Wasserfällen. Etwas leiden muss unser Auto auf dem mit Felsen und Schlaglöchern übersähtem Weg zum Bungle Bungle Nationalpark. Aber diese riesigen bienenwabenförmigen Gesteinsformationen laden ein zum tagelangen Wandern in diesen Schluchten und zu einem eindrücklichen Helikopterflug. Zum "Krokodilland" gehört auch der Kakadu-Nationalpark bei Darwin. Die vielen Schauermärchen um diese Urzeitmonster machen uns vorsichtig. Die Badehosen bleiben schön im Auto, aber trotzdem rutscht uns jedesmal das Herz in die Hosen, wenn wieder so ein gezackter Rücken lautlos weniger Meter vor uns auftaucht. Was gibt es Schöneres als ein Barbecue unter freiem Himmel. In Yellow Waters steht ein öffentlicher Grill und daneben ein reichhaltiges Salatbuffet. Das rohe Fleisch wird direkt auf dem Campingplatz verkauft. Auf dem Weg zum Grillplatz werden wir schon "bombardiert" von unzähligen fliegenden Kakerlaken. Zu Tausenden versammeln sie sich bei der Lampe über dem Grill, stürzen ab und verbrennen auf der heissen Grillplatte. Wir müssen uns zuerst etwas Platz für unser Fleisch freischaufeln. "No worries, mate", das Moto der Australier, wir haben uns schon gut angepasst.
Bleibt uns noch die Ostküste mit dem einzigartigen tropischen Regenwald rund um Cairns und Daintree. Unter den Tieren hat sich rumgesprochen, dass bei uns immer etwas Essbares zu holen ist. Der Kookaburra (bei uns der "Lachende Hans") schnappt sich Schinken, den er in typischer Eisvogelmanier vor dem Verspeisen an einem Ast totschlägt, wie er das bei gefangenen Insekten macht. Der Dank folgt etwas später, morgens um 4 Uhr mit seinem typischen Lachen, zuerst ganz allein, dann mit seiner ganzen Familie im Chor. Niedliche Possums und kleine Känguruhs streiten sich um Spaghetti und Reis. Die Moskitos holen sich ihre Nahrung direkt bei uns und bringen uns zur Weissglut. Da sind uns doch die kleinen Blutegel viel lieber, die sich an unseren Beinen hochschlängeln, andocken und sichtbare Spuren hinterlassen. Die vielen kleinen Inseln rund um das Great Barrier Reef zeigen uns noch einmal die Schönheiten der Natur unter dem Meeresspiegel, bevor es dann endgültig wieder Richtung Sydney, dem Ende unserer Reise geht.